Bin ich ein Mensch?

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Bin ich auch ein Mensch?
Das frage ich mich jeden Tag jede Sekunde jede Minute
Und nun frag ich dich
Ich will das Menschliche in dir fragen
Hälst du mich für einen Menschen?
Lautet deine Antwort „Ja, das bist du“, dann bist du selbst keiner.
Ich sage es, wie es ist
Ihr habt das Recht, mich zu verhaften
Ihr habt das Recht, mich aufzuhalten
Ihr habt das Recht, mich zu töten
Ich bin in euer Land eingedrungen, nachdem ihr unseres zerstört habt
ich habe euer Land entweiht, nachdem ihr unseres entweiht habt
Die meisten von euch fragen „Warum seid ihr aus eurem Land geflohen, ihr hättet dort sterben sollen“
Lass mich dir Folgendes sagen,
wenn es wirklich so etwas wie Menschlichkeit gäbe,
würde ich in meinem Land sterben, nicht in deinem

Menschlichkeit existiert nur in Zeitungen, auf den Fernsehbildschirmen und in den sozialen Netzwerken
Du siehst die Bilder und vergießt ein paar Tränen
Ihr, die ihr behauptet menschlich zu sein, tötet das Menschliche in mir
Könnt ihr euch einen Menschen vorstellen, der die Menschlichkeit verloren hat?

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Wir sind zu verachteten Tieren geworden
Wir leben das Leben dieser Tiere
Wir werden in Ställen gehalten
Wir essen, trinken und schlafen
Der einzige Unterschied liegt darin, dass Tiere nicht denken können
Aber unsere Geister sind des Denkens so müde
Unsere Leben sind jetzt vorüber
Selbst wenn wir diesen Stall verließen, würden wir noch immer behandelt wie Vieh
Und wie soll ein Stück Vieh das Leben eines Menschens leben?

Wir sind vor dem Tod davon gerannt und ich wünschte, wir wären es nicht
Wir rannten fort vor einem schnellen Tod durch eine Kugel oder eine Rakete,
hin zu diesem langsamen Tod
Ich sterbe tausend Mal jeden Tag
Der Ausdruck in deinen Augen bringt mich um
Auf Nichts zu warten bringt mich um
Deine Worte bringen mich um
Die Tränen meiner Mutter bringen mich um
Die Stimme meines Vaters am Telefon bringt mich um
Ich versuche, hier nicht zu sterben, aber wir alle sehnen uns nach dem Tod
Je eher er kommt, desto besser
Es wäre leichter für uns und würde die Zeit unserer Qual verkürzen
Meine Worte richten sich an die gesamte Menschheit, Menschlichkeit,
sofern sie denn existiert
Ich meine niemanden Bestimmtes.

Ein sterbender Geflüchteter

Dieses Gedicht stammt von einem Freund, den wir im März im Camp von Katsikas kennen gelernt hatten. Er bat uns darum es zu veröffentlichen, damit die Menschen nicht vergessen werden, die in den provisorischen Camps in Griechenland darauf warten, dass sich für sie neue Perspektiven auftun. 

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